Ausgangssituation
Asylsuchende und jüdische Zuwanderer
Asylsuchende kommen nach Deutschland und suchen Schutz vor Verfolgung und Krieg.
Fluchterfahrungen bringen vielfältige Belastungen mit sich, Asylsuchende sind oft traumatisiert und haben gesundheitliche Probleme. Doch sie bringen auch eine Vielzahl beruflicher, sozialer und kultureller Kompetenzen mit. Leider bleiben diese Fähigkeiten oft ungenutzt, denn häufig leben sie isoliert und sind von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen. Dies gilt insbesondere für den Bereich des Arbeitsmarkts. Fehlende Erwerbsmöglichkeiten sind für Asylsuchende eines ihrer drängendsten Probleme, durch die oft jahrelange Erwerbslosigkeit gehen ihre Beschäftigungsfähigkeit und die beruflichen Perspektiven verloren.
Die Situation von Flüchtlingen ist geprägt durch
- unsicherer Status: entweder im Asylverfahren oder Verfahren abgelehnt und Aufenthalt nur geduldet
- keine Sprachförderung
- 80% der Sozialhilfe nach Asylbewerberleistungsgesetz
- teilweise Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften
- Gesundheitsversorgung nur im akuten Notfall
- Oft viele Jahre in Deutschland
Arbeitsmarkt
- keine Arbeitsaufnahme im ersten Jahr möglich
- nach einem Jahr Arbeit nur nach sog. Vorrangprüfung, d. h. eine freie Stelle muss zunächst an gleichqualifizierte Deutsche oder EU-AusländerInnen vergeben werden
- wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt, allenfalls für geringqualifizierte Tätigkeiten
Auch jüdische Zuwanderer aus den GUS-Staaten stoßen bei Ihrer Ankunft in Deutschland auf viele Schwierigkeiten.
Die Situation von Jüdischen Zuwanderern ist geprägt durch:
- gesicherten Aufenthaltstitel
- Anspruch auf Integrationskurse
- Arbeitslosengeld II- bzw. Sozialhilfeberechtigt
- Nach der Ankunft Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften, danach in Wohnungen
Arbeitsmarkt
- Sofortige Arbeitsaufnahme möglich
- Schwierigkeiten, eine der Qualifikation angemesene Tätigkeit zu finden
Beide Gruppen weisen Gemeinsamkeiten auf:
- sprachliche Defizite
- reale Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt
- oft höherwertige Abschlüsse als Arbeitsgelegenheiten
- oft keine Anerkennung von Berufsabschlüssen aus dem Herkunftsland
Dies führt zum Verlust der individuellen Beschäftigungsfähigkeit durch längere Untätigkeit.
Hier setzt das EQUAL-Projekt "Arbeit und Bildung International" an.
Darüber hinaus
- werden beide Gruppen als "Ausländer" wahrgenommen
- sind beide Gruppen Objekt von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus
- sind beide Gruppen neu in einer fremden Umwelt
- haben beide Gruppen Probleme bei der sozialen und gesellschaftlichen Integration
- haben beide Gruppen oft falsche Vorstellungen über Deutschland
Deutsche Mehrheitsgesellschaft
Laut einer Studie im Auftrag der Thüringer Landesregierung von 2004 meinen 56% aller ThüringerInnen, dass Deutschland "in einem gefährlichen Maße überfremdet" sei.
Gleichzeitig weist Thüringen mit 1,9% den niedrigsten Ausländeranteil Deutschlands auf.
Thüringer Arbeitsmarkt
Arbeitsmarktexperten prognostizieren, dass es im Jahr 2010 zu einem Fachkräftemangel in Thüringen kommen wird. Mittelständische Unternehmen insbesondere im Handwerk sind darauf nur unzureichend vorbereitet. Mangelnde Interkulturelle Kompetenz sowie fehlende Erfahrungen mit MigrantInnen erschweren eine Öffnung von Unternehmen.